Die Näherei
Wir möchten hier unsere Näherei vorstellen. Das ist ungewöhnlich, da im Normalfall ein Label oder eine Agentur mit vielen verschiedenen Nähereien zusammenarbeitet - oder mit Einkaufsagenturen und daher nicht einmal weiß, wo die Waren produziert werden.
3FREUNDE geht einen anderen Weg. Aufgrund unseres Wunsches nach dem perfekten Shirt haben wir neben dem Rohstoff Baumwolle als weiteren "Schwachpunkt" in der Produktionskette die Näherei identifiziert. Dort werden viele Dinge entschieden, auf die man als Auftraggeber oft nur geringen Einfluss hat: woher wird die Baumwolle bezogen, wo wird sie gefärbt, wie sind die Arbeitsbedingungen der Näherinnen und Näher, welche Löhne werden bezahlt etc.
Um es kurz zu machen: wir wollten für unsere Produkte erreichen, dass diese biologisch, fair (unter Einbeziehung der Näherinnen und Näher) und transparent gefertigt werden.
Existenzsichernde Preise also nicht nur den Baumwollbauern zugute kommen, sondern auch die Näherinnen und Näher existenzsichernde Löhne für ihre Arbeit erhalten.
Wir waren es leid, dass sich die Großen der Branche immer herausreden. Dass man ja vieles besser machen würde, könnte man nur. Dass man keinen Einfluss auf die Nähereien hat, dass alles so schwierig sei und man ja auch die Kosten im Blick haben müsse.
3FREUNDE wollte sich nicht auf diesen Schutzbehauptungen ausruhen.
Auch wir hatten das Problem, für unseren damaligen Partner ausreichend Volumen zu bringen, dass er überhaupt mit sich reden ließe bzgl. fairer Löhne für die Näherinnen und Näher.
Entsprechend unserer Überzeugung, dass wir langfristige, vertrauensvolle und wertschätzende Partner suchen und selbst auch sein wollen, diese aber für die Nähereiebene nicht fanden, haben wir uns zum Sprung entschlossen:
Nach langer Vorbereitung haben wir mit unserem langjährigen Partner in Indien die Gründung einer eigenen Näherei in Angriff genommen.
Mila-Clothing sollte die eingefahrenen Strukturen und das Henne-Ei-Problem der Textilindustrie (was war zuerst da: niedrige Preise oder schlechte Bezahlung der Näherinnen und Näher) dadurch auflösen, dass wir einfach von Null starteten. Die Kapazität sollte ein starkes und schnelles Wachstum ermöglichen, aber die Anzahl der Mitarbeiter sollte sich daran orientieren, was die Kunden von Mila-Clothing abnehmen können. Also am Anfang, was 3FREUNDE benötigt. Dabei sollte die Näherei über die zwei wichtigsten Zertifizierungen der Branche verfügen: FAIRTRADE und GOTS.
Und Mila-Clothing sollte möglichst schnell existenzsichernde Löhne für die Näherinnen und Näher bezahlen.
Somit war klar: zusätzliche Kunden sind herzlich willkommen, sie müssen sich aber im Klaren darüber sein, dass sie höhere Löhne in der Produktion mitfinanzieren müssen.
Im Jahr 2012 gegründet, wurde das Ziel, ein attraktives Angebot für Labels und Agenturen aufzubauen, die unter hohen ethischen Gesichtspunkten produzieren wollen, ein Jahr später erreicht: immer mehr Kunden aus aller Welt interessieren sich für Mila-Clothing und produzieren dort.
Der innovative Ansatz wurde vom Ethical Fashion Forum gewürdigt: Mila Clothing wurde dort in das Fellowship500-Programm aufgenommen. Darüber hinaus wurde 3FREUNDE für den Aufbau der vorbildlichen Wertschöpfungskette mit dem FAIRTRADE-Award ausgezeichnet.
Dem über 3FREUNDE hinausgehenden Erfolg liegt auch zugrunde, dass die Produktion absolut transparent ist: Interessierte sind eingeladen, die Näherei zu besuchen und von allen Aufträgen werden Fotos direkt aus der Produktion geschossen.
Darüber hinaus ist Mila-Clothing als Näherei im FAIRTRADE-Code-Programm hinterlegt. So sind alle aus zertifizierter FAIRTRADE-Baumwolle gefertigten Produkte bis zum Ursprung der Baumwolle rückverfolgbar.
Mit der Bezahlung von existenzsichernden Löhnen (sog. Living Wages) und der transparenten Wertschöpfungskette, ist Mila-Clothing schon heute auf mögliche Anforderungen des zukünftigen FAIRTRADE-Standards für Baumwolle gerüstet.
Wir durften Mila-Clothing an der „International Conference on Living Wages“ in Berlin in einem Workshop als Best Practise-Beispiel vorstellen. Das zeigt, dass auch kleine, wagemutige Ideen Impulse auf großer Bühne setzen können.
Und wir meinen: all die Anstrengung hat sich gelohnt. Wenn man die Näherinnen und Näher besucht, sieht man wie sehr sie sich freuen, für ihre Arbeitsleistung nicht nur ein Dankeschön zu bekommen, sondern auch finanziell wertgeschätzt zu werden.